07. Juli 2010 Waterton Park – St. Mary
Ruhig und idyllisch genießen wir vor unserem Zimmer ein paar süße Teilchen und eine heiße Schokolade, die Danilo im Ort besorgt hat. Wo sonst kann man vor dem Motel die Deers beim Grasen beobachten.
Bemerkung Danilo: „Es ist immer wieder erstaunlich, dass es in einem Lädchen, in den maximal 2-3 Kunden reinpassen, drei Leute hinter der Theke stehen.“
Danach wird wieder alles gepackt und weiter geht’s. Wir verlassen Waterton Park und stoppen noch einmal am See, um das Prince of Wales Hotel zu fotografieren. 1926 erbaut thront es über dem Ort. Die hätten bestimmt auch noch ein Zimmer frei gehabt, aber dann hätten wir bestimmt die Reise einkürzen müssen.
An einem Aussichtspunkt am Lower Waterton Lake halten wir ein letztes Mal und genießen das Panorama um uns herum. Seht selbst (einfach drauf klicken für eine größere Version):
Jetzt geht es aber tatsächlich auf in die USA. Der Weg führt uns über den Chief Mountain Highway und die dortige Grenzstation. Das ist schon ein Hingucker. Die Kanadier lassen uns einfach durchfahren und dann stehen wir auch schon vor den US Beamten. Das ganze in einer überdachten Durchfahrt neben einem alten gemauerten Haus mit Kamin und allem was zu einer Berghütte gehört. Natürlich nehmen die Kollegen ihren Job ernst, aber Deutsche sehen sie wohl nicht so oft. Erst wird das Auto begutachtet, die typischen Fragen nach Waffen und frischen Nahrungsmitteln. Die ausgebreitete deutsche Flagge auf dem Gepäck im Kofferraum hat die Beamtin wohl etwas verstört, denn wirklich getraut hat sie sich nicht, da drunter zu schauen.
Dann dürfen wir an der Seite parken und im Haus dann die Einreisezettel ausfüllen. Der Kollege ist sehr nett und füllt mir sogar den Zettel aus. Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Wir zahlen jeder unsere 6 USD Einreisegebühr und dann dürfen wir auch schon weiterfahren.
Wir durchqueren die ersten Ausläufer des Glacier National Parks. Der Park liegt im Norden des US-Bundesstaats Montana und wurde 1910 als zehnter Nationalpark der Vereinigten Staaten gegründet. Seine Fläche beträgt 4.100,8 km² und der höchste Punkt des Parks ist der Mount Cleveland mit 3.190 m. 2010 zählte man 2.200.048 Besucher (Quelle: www.nature.nps.gov/stats).Zuerst steuern wir die Many Glacier Sektion an. Lake Sherburne bietet uns ein fantastisches Bild, es gibt kaum eine Welle auf der Oberfläche (bis ich einen Stein reinwerfe :D)
Im Visitor Center sichten wir das erhaltene Kartenmaterial und die dort beschriebenen Wanderwege. Ihr erinnert euch, für Montana haben wir keinen Reiseführer. Aber das ist kein Problem. Hier erhalten wir viele Informationen, auch dass es auf vielen Wanderwegen Bärenaktivität gibt.
Wir entscheiden uns für einen recht beliebten Wanderweg – den Grinnell Lake Trail.
Entlang des Lake Josephine geht es zum entlegenen Grinnell Lake der mit einem tollen Panorama aufwartet – Berge, ein See, im Hintergrund ein Wasserfall. Genau zu der Zeit findet das Halbfinale statt. Wir wandern also durch den Wald und singen fröhlich „54, 74, 90, 2010“. Hilft ja auch die Bären zu vertreiben 😉
Auf dem Rückweg machen wir noch einen Abstecher zu einem kleinen Wasserfall, wo ich unser Anti-Mücken-Spray Off ausprobieren musste. Es half, zuerst mir und dann dem halben Meter Luft vor mir. Habe einmal in die Luft gesprüht und die Biester waren weg wie nix. Weiter geht es zurück Richtung Auto.
Den ersten Teil der Wanderung kann man auch per Boot über den Lake Josephine abkürzen. Ich liebe Bootstouren und möchte auf dem Rückweg gerne das Boot nehmen. Danilo will lieber laufen, also kriegt jeder was er will. So bin ich ganze 5 Minuten eher am Auto (er hat wohl seinen Turbogang eingelegt) und kann schon mal einen Radiosender suchen. Es ist dann die BBC die uns verkündet, dass Deutschland verloren hat. :heulend: Und was soll ich sagen, die Engländer hatten sogar mit uns Mitleid…
Mit ein wenig getrübter Stimmung fahren wir weiter nach St. Mary. Heute wollen wir das erste Mal kochen und ein Feuerchen machen, so dass wir das Notwendige einkaufen. Wir fahren zum KOA, wo wir diese Nacht in einer Kabin übernachten. Kurz das Auto ein wenig ausgeladen und dann geht es wieder zum Park.
Wir wollen schon einen Teil der „Going-to-the-sun-road” anschauen. Von 1921 bis 1933 erbaut, kostete sie schon damals für rund 2,5 Millionen Dollar. Die Strasse verbindet auf einer Länge von ~ 85 km / 50 mi die Ost- und Westseite des Parks und führt dabei über den Logan Pass auf 6.646ft.
Ich schaue mir die Karte an und denke mir so, die Wanderung zu den Baring Falls und weiter zu den St Mary Falls sieht doch recht einfach aus – one-way 1.9mi – und schon sind wir unterwegs. Ich kann euch sagen, das werden lange Meilen 🙄 … am Ende laufen wir den Rest zurück zum Auto am Straßenrand, da das der kürzeste Weg ist. Die Wanderung selbst hat mit den beiden Wasserfällen wirklich zwei Highlights. Wir hatten zusätzlich noch zwei weitere, denn zweimal stand aus heiterem Himmel ein Reh auf dem Weg. Mir ist jedes Mal fast das Herz stehen geblieben.
Als wir endlich wieder am Auto sind, beschließen wir, kein unnötiger Schritt mehr heute. Wir haben noch Zeit, die Sonne scheint, also fahren wir noch ein Stück die „Going-to-the-sun-road”. Zurzeit gibt es zwei große Baustellen mit One-Way Betrieb. Wir können uns schon vorstellen, dass zur Hauptsaison hier einiges an Stau ist.
Kleine Anekdote dazu von Danilo:
„Bei der Hochfahrt kamen wir an zwei Baustellen vorbei, wo auf der Gegenseite nette junge Ladies als “Stop-Schild-Träger” standen. Ich scherzelte noch ein bisschen mit Anja, dass wir ja in Bälde auch wieder zurück müssten. Auf der Rückfahrt standen wir dann sogar als erste am Schild, aber aus der hübschen Lady haben sie in der Zwischenzeit einen Kerl gemacht. Ich sag dazu nur 😉 😀
Die erste Baustelle können wir fast durchfahren und die zweite kurz hinterm Logan Pass ist so genial gelegen, das man freiwillig anhält um die Aussicht zu genießen. So sehen wir auch Bergziegen, endlich, die ersten in freier Wildbahn. Kurz hinter der Weeping Wall drehen wir um und mit kurzen Fotostopps geht es zurück zum Logan Pass.
Hier machen wir eine kurze Pause bei herrlichem Licht der tief stehenden Sonne. Ein paar Bighorn Sheep haben sich auf den Parkplatz verirrt und bieten uns natürlich ein schönes Motiv. Dann geht es aber wirklich zurück zum KOA.
Wir wollen Feuer machen, aber das gekaufte Holz ist zu nass. Ein deutsches Paar leiht uns ihre Axt zum kleiner machen, aber auch das bringt nicht den gewünschten Erfolg. Erst als wir von einem US-Paar einiges an trockenem, kleinem Holz bekommen (wir sahen wohl ziemlich Mitleid erregend aus), wird es so langsam und unsere Nudeln können endlich gekocht werden.
Gefahrene Strecke: 198.6 km
Übernachtung: St. Mary / East Glacier KOA 86,62USD (69,66€)
Map: Waterton Lakes – St. Mary
Bild des Tages: