2010 USA – Nordwesten – 24.07.

24. Juli 2010 Yellowstone

 

Und wieder habe ich sehr gut geschlafen – ich werde noch richtig zum „Zelter“. Aber es ist hundekalt. Ich glaube es hat sogar über Nacht gefroren. Es ist so kalt mit 4°C, dass wir nach kurzer Morgentoilette, einfach nur ins Auto steigen, Sitzheizung anmachen und losfahren. Frühstücken können wir ja auch unterwegs. So ist es gerade einmal 7 Uhr, als wir den Campground verlassen.

Wie gestern geht es heute zuerst ins Hayden Valley. Dort erwartet uns ein wundervoller Tagesbeginn – Nebelschwaden ziehen über den Fluss und direkt am Ufer steht ein Bison, welcher wenig später ins Wasser geht und zum gegenüberliegenden Ufer schwimmt.


Wir fahren ein wenig weiter und da stehen an einer Anhöhe für diese Uhrzeit doch recht viele Autos. Also heißt es parken und nachschauen. In einiger Entfernung ist eine Bärin mit 3 Babies. Mit bloßem Auge kann man es noch recht gut beobachten, aber wir sind schon neidisch auf all die Menschen mit ihren Fernrohren oder tollen Objektiven.

Das Paar neben uns bietet uns an, bei ihnen durchs Fernrohr zu schauen – wow, was für ein Unterschied. Die drei Babies sind so putzig. Es stellt sich heraus, dass das Paar im Sommer als Campgroundhost im Canyon Village lebt und somit recht oft herkommt, um Tiere zu beobachten. Ich muss schon sagen, kein schlechtes Leben.

Wir beobachten wie die Bärenfamilie hin- und herwandert und lernen, dass dieser Winter recht mild war, so dass es anders als normal mehr Bären mit mehr als 2 Kindern gibt. Es gibt sogar welche mit 4 Stück.

Ein wenig später stößt eine Familie mit zwei Kindern zu uns, auch die Kinder sind vom Fernrohrschauen begeistert. Wir kommen ins Gespräch mit dem Vater und wie sollte es anders sein, er hat deutsche Vorfahren und erzählt uns, dass er bei der WM Deutschland toll fand und es schade war, als sie verloren haben. Die Welt ist schon klein.

Aber auch in der Senke vor uns tut sich was. Ein Bison nähert sich, sieht den Bären und anstatt einen Bogen zu machen, meint er einfach weiter zu marschieren. Dies gefällt der Bärenmutter gar nicht und wir sind schon gespannt, ob es zu einem Zusammentreffen kommen wird. Die Bärin stellt sich hin, beschließt aber, dass es das wohl nicht wert ist. Der Bison zieht in Ruhe weiter und die Bärenbabies spielen, als wäre nix gewesen.


Als die vier sich immer weiter von uns entfernen, fahren wir nach fast 1,5 h weiter. Auch heute wollen wir ein wenig die müden Knochen bewegen und dafür habe ich den „Fairy Falls & Imperial Geyser“-Trail rausgesucht. Immerhin 6.5 Meilen Roundtrip für uns schon eine gute Strecke, dazu kommt, das es langsam immer wärmer wird. Es wird einer der wärmsten Tage des Urlaubs.

Am Parkplatz zum Trail haben wir Glück. Trotz der frühen Uhrzeit ist es schon sehr voll, aber wir bekommen noch einen der letzten Parkplätze. Hier muss man wirklich zeitig sein, da der Parkplatz sehr klein ist. Wir laufen los, zunächst noch auf einem relativ breiten Weg an der Rückseite der Grand Prismatic Spring entlang, bevor wir in ein Waldgebiet abbiegen. Die Bäume sind nach einem Waldbrand erst knapp 2 Meter hoch, bieten aber schon ein wenig Schatten, so dass die Sonne nicht zu erbarmungslos auf uns niederbrennt.

Die Wärme und Sonne setzt mir trotzdem zu und ich bin froh, als wir die Fairy Falls erreichen und ich eine kleine Pause machen kann. Hier hinten treffen wir gerade mal ein Pärchen und eine Familie, also waren eben überall noch Massen, ist das Erholung pur. Ich hoffe nur mal wieder, dass das nicht auch ein Bär sich denkt.


Aber die Umgebung ist einfach zu schön und schon laufen wir weiter Richtung Imperial Geyser. In meinem Reiseführer als einer der schönsten Backcountry Geysir angepriesen, will ich den auf jeden Fall sehen. Vom Morning Glory Pool bin ich immer ein wenig enttäuscht, mehr von den Menschen, die es geschafft haben, die Farbenpracht so einzuschränken. Hier hinten erhoffe ich mir einen Pool, wie die Natur ihn geschaffen hat plus Geysir. Na, mal sehen.

Zunächst führt der Trail durch wunderschöne Wiesen, welche überall blühen, …

…dann entlang eines thermalen Baches, dessen ganzes Bachbett orange leuchtet…

…und irgendwann stehen wir dann vorm Imperial Geyser. Wow! Der Geysir sprudelt, kristallblaues Wasser, am Rand mit Farben gespickt, drumherum Wiese, Bäume, blauer Himmel – hach…

Neben uns ist nur noch ein Pärchen hier und eine Frau. Wir suchen uns ein schattiges Plätzchen und verspeisen unser Lunch mit Blick auf den Geysir – so schön kann das Leben sein.

Nachdem wir uns satt gesehen und gegessen haben, geht es wieder zurück. Die Sonne steht hoch im Himmel und langsam wird die Hitze unerträglich. Ein paar Fotos hier und da, aber vor allem darauf konzentrieren, dass wir immer recht gleichbleibend schnell voran kommen. Als wir aus dem Waldgebiet wieder auf den breiten Weg kommen, bin ich ganz schön fertig. So erklimmt Danilo auch alleine den Aussichtspunkt über die Grand Prismatic Spring, während ich langsam weiterlaufe.

Wie sollte es auch anders sein, wir erreichen fast zeitgleich das Auto und nun muss es erstmal irgendwohin gehen, damit wir die Klimaanlage anwerfen können. Hach, ist das schön erfrischend. Wir fahren zum Old Faithful und reservieren für den Abend Plätze für das Buffet im Old Faithful Inn relativ zeitig für 6pm.

Anschliessend fahren wir wieder zurück und schauen mal wieder beim Great Fountain Geyser vorbei – Vorhersage 13:35-19:35. Wir warten einige Zeit (eine Menge Zeit), aber nichts tut sich. Also fahren wir noch einmal zur Grand Prismatic Spring – so wie viele, viele andere Touristen und schauen sie noch mal von dieser Seite an. Die Größe und die Farben beeindrucken mich auf ein Neues.

Von da geht es weiter zu unserem Dinner im Old Faithful Inn. Das Holzgebäude ist an sich schon sehenswert und das Dinner ist toll. So gestärkt, wollen wir dem Great Fountain Geyser eine letzte Chance geben. Als wir ankommen ist der Ausbruch wohl gerade vorbei. Keine Menschen sind mehr da, aber immerhin sind die Pools noch mit Wasser gefüllt, was tolle Reflektionen möglich macht.

Also geht es nach einem langen Tag wieder zurück zum Campground. Unterwegs sehen wir kaum Tiere und da wir recht geschafft sind, sind wir froh, als wir endlich in unseren Schlafsäcken liegen.

Gefahrene Strecke: 252.1 km
Übernachtung: Canyon Village Campground 20 USD

Bild des Tages:
Danilo hatte die Idee, durch das Fernrohr zu fotografieren – und siehe da, es hat funktioniert.